Führen zur Leistung

work for change . Blog

Führen mit Charisma

Charisma, ein Begriff, der in letzter Zeit immer häufiger auftaucht, ist, übertragen auf Führung ein komplexer sozialer Prozess, eine Interaktion zwischen 2 Menschen oder auch zwischen einem Menschen und einer beliebig großen Gruppe, wo ein starker, vor allem auch emotionaler Kontakt aufgebaut und gehalten wird und es der charismatischen Persönlichkeit gelingt, diesen auch zu Zwecken der Gefolgschaft zu nutzen.

Dieser soziale Vorgang weckt gerade in Deutschland immer noch auch furchtbare Assoziationen an eine Zeit, wo Millionen Menschen dieser sozialen Einflussnahme erlagen und an der kollektiven Katastrophe des 2. Weltkriegs auch als eigentlich schon alles zu Ende war, noch geradezu begeistert mitwirkten. Wer das Schauerliche nochmals nachvollziehen möchte, kann das hier tun (Goebbels “Sportpalast-Rede).

Nicht ganz so dunkel, aber ebenfalls im Sinne der Ziele der Gemeinschaft bzw. des Unternehmens ein zweifelhaftes Beispiel von Charisma bietet der frühere Opel- und dann VW-Manager Ignacio Lopez, von dessen Leuten erzählt wurde, Sie trugen ihre Armbanduhren am rechten Handgelenk im Sinne der Gefolgschaft als eine “verschworene” Gemeinschaft. Hier ein Spielgelartikel aus jener Zeit.

Das ist zweifellos die dunkle Seite von Charisma. Die helle Seite wird deutlich in einer Rede Gandhis, die Ben Kingsley in diesem wunderbaren Attenborough-Film über das Leben dieses großen Charismatikers gehalten hat: Beeindruckend, wie ich finde.

Hier wird deutlich, dass Gefolgschaft mit hoher Verantwortung und Ethik zusammenhängt.

Da jedoch das Denken – das aufgeklärte, wissenschaftliche Denken – voranschreitet und vieles entmystifiziert, so kann die Psychologie heute Charisma als soziale Interaktion sehr genau beschreiben und insofern auch erlernbar machen. Charisma ist zuvorderst ein Frage von Person und Persönlichkeit und kann auf den Ebenen von Selbstverständnis, innerer Grundhaltung, kognitiver und emotionaler Kompetenz und nicht zuletzt anhand konkreten Verhaltens erfahren, reflektiert und optimiert werden.

Für erfolgreiche Führungskräfte eine große Herausforderung und Chance, den Wirkungsgrad ihres Führungsverhaltens durch Aufbau sozialer Kompetenz und Persönlichkeit zu steigern.

Für Unternehmen ist eine Führung, der es gelingt, Menschen zu veranlassen, mit hoher Selbstverantwortung und -motivation “intrinsisch motiviert” an gemeinsam vereinbarten Zielen mitzuwirken gerade in Zeiten von schnellem Wandel eine nicht zu überschätzende Ressource.

Diese Führung ist erlernbar und spielt sich auf ganz verschiedenen Ebenen der Person ab:
Wie sehe ich mich selbst, meine Rolle, meine Bestimmung…?
Was glaube ich, wovon bin ich überzeugt, was sind meine Werte?
Wie steht es um meine Fähigkeiten, Menschen zur Gefolgschaft zu veranlassen und
Wie konkret verhalte ich mich, um das zu erreichen?

Dieses Fragen weisen auf Facetten von Persönlichkeit auf, in denen sich komplex Charisma entwickelt und manifestiert. Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Wenn ich z.B. davon überzeugt bin, dass “jedes Verhalten von Menschen eine positive Absicht hat”, dann werde ich auf Fehler ganz anders reagieren wie wenn ich auf das Ergebnis einer Handlung fokussiere.

Und selbst wenn ich diese fördernde Überzeugung habe, ist es noch nicht sicher, ob ich das dann auch so kommunizieren kann, dass beim Gegenüber eine positive emotionale Reaktion sich zeigt.

Charisma kann im Alltag in vielen Situationen wahrgenommen werden, immer mit dem Hintergrund einer komplexen Persönlichkeit im sinn der Fragen oben.

Wie betritt jemand einen Raum? Wie steht und spricht jemand? Wie bringt er/sie andere ins Spiel? Wie erreicht jemand Respekt durch die Art und Weise der Kommunikation auf sprachlicher und nicht-sprachlicher Ebene? usw. usw.

Dass wir es bei Charismatischer Führung mit einem Klassiker zu tun haben und welche Bedeutung diese Kompetenz für den Erfolg “der großen Sache”, man könnte auch sagen, des Unternehmenszwecks hat, hat vielleicht keiner je besser formuliert als Freidrich Schiller in seinem großen Drama Wallenstein:

Und eine Lust ist’s, wie er alles weckt
und stärkt und neu belebt um sich herum, 
wie jede Kraft sich ausspricht, jede Gabe gleich deutlicher sich wird in seiner Nähe! 
Jedwedem zieht er seine Kraft hervor, die eigentümliche, und zieht sie groß. 
Lässt jeden ganz das bleiben, was er ist. 
Er wacht nur drüber, dass er’s immer sei, am rechten Ort: 
So weiß er aller Menschen Vermögen zu dem seinigen zu machen.
Schiller, Wallenstein, Die Piccolomini, 1. Aufzug, 4. Auftritt

2 Tage intensive Beschäftigung mit der eigenen Person, der eigenen Führungs-Kraft, dem eigenen Charisma und dessen Weiterentwicklung, schauen Sie mal:
Führen  mit Charisma

Georg Pfreimer  .  1. Mai 2020