Resilienz

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Wie Sie mit Geld bzw. extrinsischer Motivation intrinsische Motivation untergraben

Wenn Sie das ausprobieren wollen, dann ist das sehr einfach. Das Muster geht folgendermassen: Geben Sie jemandem, der etwas aus “innerem Antrieb heraus”, also mit Begeisterung, tut, dafür Geld als Anerkennung. Halten Sie den Geldbetrag einige Male stabil und gehen dann von heute auf morgen mit der Bezahlung runter.
Dann wird das gleiche geschehen, wie in der Geschichte hier.

Motivation von innen und Motivierung von außen

Ein alter Mann wurde immer wieder von den Nachbarskindern gehänselt und beschimpft und er konnte sich dessen nicht erwehren. Eines Tages griff er zu einer List. Er bot den Kindern für das Ärgern 50 Cent an, wenn sie das Ärgern und Beschimpfen beibehielten.

Die Kinder ließen sich nicht zweimal bitten, kamen, ärgerten ihn und holten sich dafür 50 Cent ab. Sie schrieben es seiner Senilität und einer beginnenden Geistesschwäche zu, dass er ihnen für ärgern und beschimpfen 50 Cent bezahlte

Dies ging einige Male so.

Und wieder kamen die Kinder und beschimpften ihn gegen Bezahlung. Als der alte Mann ihnen aber eines Tages mit dem Hinweis auf seine doch nicht so üppigen Finanzen nur noch 20 Cent bezahlte, empörten sich die Kinder: Für so wenig Geld wollten sie ihn nicht beschimpfen. Von da an hatte der alte Mann seine Ruhe.

Eine interessante Geschichte, oder? Clever, oder?

Für Unternehmen ist diese Erkenntnis aus der Motivationspsychologie von größter Bedeutung. Nochmals zusammengefasst die Psychologik, die hier wirkt.

Die Motivation, die wir als Spezies Mensch quasi in unserer DNA haben, ist die “intrinsische Motivation”, das – wie ich das gerne nenne – innere Feuer, dass immer lodert und uns existenziell mitgegeben ist. Wir wollen nicht nur dabei sein, sondern unseren Beitrag leisten. Wir brauchen eine Antwort auf die Frage, warum wir hier sind, was denn Sinn macht. Sinn ist eine spezifisch menschliche Kategorie und durch eigenes Handeln Wirkung und Anerkennung zu erzielen, ist vielleicht der stärkste Antrieb für Lernen.

Wenn es nicht gelingt, Handlungsenergie aus dem inneren Feuer heraus zu mobilisieren, dann versuchen wir durch äußere Reize und Belohnungen gewünschte Handlungsresultate zu erreichen. Den “sogenannten” inneren Schweinehund konstruieren wir uns, um den Mangel an intrinsischer Motivation nicht spüren zu müssen. Wenn wir Zugang zu dieser Energiequelle haben, brauchen wir dieses Konstrukt nicht.

In Unternehmen sollte das Verhältnis von extrinsischer und intrinsischer Motivation sehr sensibel wahrgenommen werden, denn nicht nur, dass extrinsische Motivation teuer ist, sie korrumpiert – falsch eingesetzt – die intrinsische Motivation – wie die Geschichte oben zeigt.

Wenn Mitarbeitende, das, was sie tun, aus sich heraus tun, weil sie das Können und die Leidenschaft dafür haben – meist, wenn sie ihren Talenten und Stärken gemäß genau am richtigen Platz sind, mit den Aufgaben betraut sind, wo sie diese Stärken leben können und wenn dann auch die grundsätzlichen Bedürfnisse nach Autonomie und Verbundenheit erfüllt werden.

Woran erkennen Sie in Ihrem Umfeld, wie es um die intrinsische Motivation bestellt ist? Was können Sie tun, um Menschen die Erfahrung zu ermöglichen, ein wesentlicher Teil von etwas Größerem zu sein, wirklich wichtig zu sein, gebraucht zu werden. Wie signalisieren Sie das? Wie deutlich, wie wertschätzend? Wie gut gelingt es Ihnen, die Leidenschaft in Ihren Mitarbeitenden zu wecken?

(s. auch: https://fuehrungstraining-workforchange.de/portfolio/staerken-staerken-schwaechen-schwaechen/ und: https://fuehrungstraining-workforchange.de/portfolio/fuehren-mit-charisma/)

Georg Pfreimer  .  6. August 2019