work for change . Blog
“Dass wir miteinander reden können, macht uns zu Menschen.” (Karl Jaspers, dt. Philosoph, 1883 – 1969)
Was Jaspers hier zum Ausdruck bringt, ist vielleicht der größte Vorteil und das größte Geschenk, das uns die Evolution gegeben hat. Wie wir dieses Geschenk nutzen, obliegt uns, wie alles, worüber wir als Spezies verfügen und was uns vielleicht über alle anderen Tiere hebt.
Es soll ja Menschen geben, die suchen erst gar nicht nach Worten, diese strömen ihnen gleichsam zu. Und – manche bewundern das oder empfinden es auf der anderen Seite als gemein – man hört Ihnen auch noch gerne zu. Manchmal hat man gar den Eindruck, es drängt sie, zu sprechen, zu formulieren, Geschichten zu erzählen. In der richtigen Dosierung ist dieses Talent ein mächtiges Werkzeug, um Einfluss auszuüben (Talentcluster “Einflussnahme”). In unserer Diskussion dieser Stärke werden wir uns natürlich auch – wie bisher – deren Schattenseiten widmen, denn in der bewussten und richtigen Balance der Nutzung einer Stärke, jeder Stärke, liegt deren Wirksamkeit und Nutzen für den Einzelnen wie auch für das Umfeld.
Die Macht dieser Stärke konnten wir alle immer wieder erleben und – für mich kann ich sagen – geniessen in den Reden des Barak Obama.
“Barack Obama war als Präsident ein herausragender Redner. Seinen Aufstieg ins höchste Amt der USA verdankt er dieser Kunst. Als Redner war er vor allem ein Erzähler. Indem er seine persönliche Geschichte mit der Geschichte Amerikas und der seiner Generation verband, gelang es ihm, gesellschaftliche Strömungen zu einen, die lange unversöhnlich schienen.” (vgl. https://www.deutschlandfunk.de/grosse-reden-grosse-redner-2-3-obamas-reden-politik-als.1184.de.html?dram:article_id=386814)
Was kennzeichnet nun die Stärke “Kommunikationsfähigkeit”?
Menschen mit dieser Stärke…
… finden immer mit Leichtigkeit die passenden Worte.
… können lebendig, anschaulich und bildlich Sachverhalte darstellen.
… überzeugen mit ihren Worten.
… sind ganz natürlich im Zentrum des Geschehens präsent.
… steuern mit Lust Gespräche (Moderatorrolle!).
… gewinnen mit Leichtigkeit Aufmerksamkeit und können diese auch binden.
… können auch scheinbar banale Begebenheiten fesselnd erzählen.
… sind große Geschichtenerzähler (s. den spannenden Artikel über Obama)
Wie kommt diese Stärke zu ihrer vollen Entfaltung?
Welche Schattenseiten hat die Stärke, wo sie sich u.U. selbst im Wege steht?
Welche “Assistenztalente” können (z.B. in einem Coaching-Gespräch) ins Spiel gebracht werden, um einer Überwertigkeit der Stärke “Kommunikationsfähigkeit” vorzubeugen und sie in ihrer Wirksamkeit weiterzuentwickeln?
Da Kommunikationsfähigkeit im Cluster “Einflussnahme” verortet ist und also per se eher “aggressiv” ist, also andere mit aller Sprache- und Sprechkunst zu etwas bewegen möchte, suchen wir nach einem Talent, das mein Gegenüber mehr ins Zentrum der Wahrnehmung stellt, denn ich werde selbst mit sprachlicher Perfektion andere nicht erreichen, wenn ich deren Situation und Befindlichkeit außer acht lasse. Zielorientierte und erfolgreiche Einflussnahme setzt voraus, dass ich mein Gegenüber mitnehme, also aus dessen Welt spreche und argumentiere. Kognitiv wie for allem auch emotional.
Wir probieren es als mal mit dem Talent “Einfühlungsvermögen” als der Stärke, die sich in das Leben, die Lage, die Interessen, Ängste und Wünsche eines anderen hineinbegeben kann. Und gerade weil ja Kommunikationsfähigkeit verbal z.B. auch Emotionen lebendig zum Ausdruck bringen kann, wird sie – gepaart mit Einfühlungsvermögen – den anderen perfekt abholen. Voraussetzung hier ist natürlich ein hohes Mass an Authentizität. Menschen, die beide Stärken gut ausgebildet haben, steigern ihre Überzeugungskraft ganz erheblich. Weg von der Egozentrik, hin zum echten Miteinander.
Und dann nehmen wir die “Einzelwahrnehmung” noch dazu. Das Talent, das beim Gegenüber dessen einzigartige Stärken und Eigenschaften sehr schnell wahrnimmt und deren Beitrag zum größeren Ganzen. Die Kommunikationsfähigkeit wird das dann wiederum in Worte fassen und wertschätzen und zu dem in Bezug setzen, was gerade wichtig ist, wo die Reise hingeht und wie wichtig diese Stärken und Eigenschaften sind. Im Coaching ist hier ein Vorgehen zu besprechen, wie der Fokus immer wieder weg von der Lust am Sprechen hin auf die “Erscheinung” des Gegenüber gerichtet wird. Was macht ihn so einzigartig, wenn ich ihm so zuhöre? Was kann er dadurch für Ganze einbringen?
Jetzt erst ist die Stärke “Kommunikationsfähigkeit” richtig gut aufgestellt und kann sozial (und ökonomisch) immer wirksamer werden.
Mehr zum Thema “Stärkenorientierung” finden Sie hier:
Der Ansatz „Stärkenorientierung“– Alle PS auf die Strasse bringen!
Das intensive 2-Tages-Stärkentraining: Stärken stärken – Schwächen schwächen
Das Stärkencoaching – erst schnuppern, dann geniessen. Stärken bewusst erkennen und optimal einsetzen. Das Beste von sich selbst werden!
Georg Pfreimer . 5. August 2021