Teamentwicklung

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Die Stärke “Wettbewerbsorientierung”

Eben ist sie zu Ende gegangen, die größte und faszinierendste Wettbewerbsshow der Welt, die olympischen Spiele. Zwar ohne Zuschauer, aber – wenn man so fasziniert ist wie ich – trotzdem voller einzigartiger Momente, getriggert von dem einen großen und mächtigen Gedanken: Ich will die/der Erste sein.
Und wer kennt nicht diesen Spruch, der unser Thema heute auf den kürzesten Nenner bringt: “Konkurrenz belebt das Geschäft”. Und nicht jeder verspürt das Bedürfnis, sich mit anderen zu messen, um am Ende zu siegen. Aber die, die es spüren, für die kann das das Höchste sein und ein so starker Antrieb, dass sie enorme Zeit und Anstrengung investieren für das eine große Ziel: Olympia. Der Weg des Ringers Frank Stäbler ist vielleicht exemplarisch. Es war seine letzte Chance, bei Olympia noch eine Medaille zu holen. Er hat bis dahin fast alles gewonnen. Dreimaliger Weltmeister zum Beispiel. Olympisches Metall fehlte ihm noch . Er hat im Vorfeld eine Coronainfektion weggesteckt, hat 8 kg runtergehungert. Hat extrem hart gearbeitet. Und letztlich hat es nicht zu Gold, aber zu Bronze gereicht. Nicht jedermanns Sache, aber die Folge einer wohl sehr stark ausgeprägten Wettbewerbsorientierung, die sich alles andere unterordnet. Und wer den Kampf um Platz 3 gesehen kann, konnte sich wohl kaum dieser Faszination entziehen, welche Willenskraft da freigesetzt wird.
Die vielleicht berührendste Ausprägung von Wettbewerbsorientierung, weil dies letztendlich eine Win-Win-Haltung als – man könnte sagen Wettbewerbsorientierung 2.0 – dokumentiert, war das Ergebnis des Hochsprungswettbewerbs in Tokyo. Hier nochmals zum Geniessen ab Minute 04:59 (Win-Win).

WO ist ein mächtiges Talent der Einflussnahme. Ich gestalte alle Parameter nach meinem Gusto auf das eine große Ziel hin. Zu siegen.

Nebenbemerkung: Der gesellschaftlich immer deutlicher wahrnehmbare Trend der Selbstoptimierung (z.B. der Trecker am Handgelenk) zeigt die kulturell-gesellschaftliche zentrale Bedeutung dieses Themas. Bei denjenigen, die diesen Trend als “Trendsetter” – ganz vorne dabei – treiben, haben mit hoher Wahrscheinlichkeit dieses Talent in ihrer Stärkensignatur sehr hoch gerankt.

Was kennzeichnet nun die Stärke “Wettbewerbsorientierung”?

  • WO lebt vom Vergleich. Im Vergleichen entwickelt sich die Leistung immer weiter.
  • WO hat Leistung als einziges Kriterium, das sie triggert.
  • WO strebt nach dem Sieg. Sieg ist Erfüllung und alleiniges Ziel.
  • WO versucht aus allem und jedem einen Wettkampf zu machen.
  • WO braucht uns sucht permanent nach Möglichkeiten, Leistung zu messen und schafft diese.

Welchen Nährboden braucht das Talent Leistungsorientierung, um sich immer mehr zur Stärke zu entwickeln?

  • Ein Umfeld, in dem man andere hinter sich lassen kann und das auch das Ziel ist (Vertrieb z.b.).
  • Kontinuierliches Leistungsfeedback anhand klarer Kriterien (KPI’s).
  • Möglichkeiten, jederzeit zu wissen, wo man steht (Monitoring), auch im Team.
  • Ein Belohnungssytem, das einen starken extrinsischen Motivationsreiz setzt, basierend natürlich auf der ohnehin vorhandenen starken intrinsischen Motivation

Welche Schattenseiten hat diese Stärke?

  • Nicht der Beste zu sein, kann Stress auslösen, zu einer persönlichen Krise führen (Selbstabwertung, Verbissenheit)
  • Die starke Fokussierung auf sich selbst und die Kultivierung unbedingter Konkurrenz kann zu einer Herabsetzung anderer führen (Überheblichkeit, Arroganz)
  • Menschen mit einer sehr stark ausgeprägten WO inszenieren Wettbewerb, wo das gar nicht passt, andere das gar nicht wollen und wo es viel mehr auf Kollaboration ankommt.
  • Eine starke WO kann Teamperformance nachhaltig negativ beeinflussen.

Was das Talent WO braucht, um sich zu seiner optimalen Ausprägung zu entwickeln! (Und worüber wir im Coaching sprechen und die Spielräume für Entwicklung ausloten)

Einfühlungsvermögen – Manchmal ist es gut, wahrzunehmen, zu spüren, wie andere gerade sich fühlen. Wenn zuviel WO alles dem eigenen Siegen unterordnet, können andere dabei auf der Strecke bleiben, die gerne dabei gewesen wären und am gemeinsamen Siegen mehr Anteil gehabt und vielleicht das Ergebnis auch noch positiv beeinflusst hätten.

Entwicklung – WO sieht in ihrer negativen Übertreibung nur die Optionen, die das eigene Siegen befördern. Bei Schiller (vgl. Talentbeschreibung Autorität) lesen wir: “Jedwedem zieht er seine Kraft hervor, die eigentümliche, und zieht sie groß”. Das ist genau das, was Entwicklung kann und macht. Erkennen, wo die Potenziale, die Stärken der anderen sind und diese zu nutzen, zu entwickeln. Gerade im Team ist neben WO die Stärke Entwicklung von eminenter Bedeutung, um die Gesamtperformance auf ein Optimum zu bringen.

 

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Georg Pfreimer  .  9. August 2021