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Die Stärke “Überzeugung”

Das Gallup-Stärkenmodell beschreibt 34 Stärken, die in ihrer jeweiligen Reihenfolge, ihrem Ranking, die ganz persönliche und einzigartige “Talent-Signatur” eines Menschen abbilden. Diese Talente – wir sprechen von Stärken, wenn diese Talente genutzt und entwickelt werden – sind Voraussetzung und Basis für ein ganz spezifische Art, die Welt wahrzunehmen, sich intrinsisch zu motivieren und mit Freude in (Leistung-)Verhalten umzusetzen. Und das Ganze mit Leichtigkeit und ganz natürlich, d.h. im Grunde unbewusst. Ausser wir machen uns das bewusst und nutzen dieses Bewusstsein, um immer mehr das Beste von dem zu werden, was bereits durch unser Stärkenprofil angelegt ist.

“Hilf mir, es allein zu tun” (Maria Montessori). Ein wunderbares Zitat, wie ich meine. Eine ganze Pädagogik hat Maria Montessori darauf aufgebaut. Hier schwingt in wenigen Worten alles mit, was das Talent “Überzeugung” ausmacht. Die ganze Programmatik der Montessori-Pädagogik, die ganze Kraft und Mission, die Maria Montessori – natürlich in Kombination mit anderen Talenten und Stärken – dazu befähigt hat, ein Lehrgebäude zu errichten, von dem vielleicht unsere offizielle Pädagogik sehr profitieren könnte. Aber das ist ein anderes Thema.
Und “Überzeugung” weist sich hier deutlich als “Durchführungstalent” aus. Denn man spürt förmlich den Drang, die Wirklichkeit nach der “Überzeugung” zur formen.

Lassen wir mal diesen Satz unserer Protagonisten schwingen und erkennen, was die Stärke “Überzeugung” kennzeichnet.

Die Stärke “Überzeugung” kann assoziiert werden mit …
… starken und robusten Idealen (Entwicklung von Menschen heißt assistieren und begleiten)
… einem starken, tieferen Sinn für das eigene Tun (Ich bin da, um Potenziale von Menschen (Kindern) zu heben) und damit
… einer stabilen Orientierung und hoher Beständigkeit (ich bin gebraucht als Begleiterin und förderndes, wertschätzendes Gegenüber)
… fest gegründeten Werten und Überzeugungen (Ermächtigung statt Erziehung, Vertrauen in sich und andere, Autonomie…)
… hohe Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit
… und damit zusammenhängend natürlich einer nachhaltigen intrinsischen Motivation und großer Entschlossenheit

Welche Wirkung Menschen mit einer starken Überzeugung in Ihrem Umfeld haben, darf sich gerne jeder selbst überlegen. Und wir kennen sicher einige, wenn wir kurz darüber nachdenken. Wenn diese auch noch über Talente und Stärken (s.u. die Assistenzstärken) verfügen, die ihr Überzeungstalent in seiner Umsetzung noch befördern, dann können diese Menschen im Team und im Unternehmen – und natürlich auch im Privaten – eine enorme Prägekraft entwickeln und ihr Umfeld massgeblich gestalten.

Welchen Nährboden braucht das Talent “Überzeugung”?

  • wie ist die Passung der Aufgabe mit den Werten, Überzeugungen und der Definition des persönlichen Sinns? Je besser,  umso motivierter wird die Person sein.
  • inwieweit kann diese Passung hergestellt werden oder anders: was muss ich tun, um hier etwas zu erreichen? Respekt und Empathie für meine Gegenüber helfen entscheidend.
  • dasselbe gilt natürlich für die Werte. Werte als stabile Orientierung und Ausrichtung eigenen Handelns. Was ist mir wichtig? Was möchte ich als erfüllt sehen? Wie kann ich hier einen Beitrag leisten?
  • Akzeptanz für die Werte des anderen spüren lassen. Verhalten aus der Stärke heraus wahrnehmen und wertschätzen.
  • das Gegenüber unterstützen, eigene Werte und Überzeugungen bewusst zu erkennen und Möglichkeiten der Nutzung zu reflektieren (Rolle im Team…).

Welche Schattenseiten hat die Stärke “Überzeugung”

  • je stärker und absoluter Werte und Überzeugungen sind, umso mehr neigen sie zur Erstarrung, zur Ideologisierung. Ein Phänomen, das wir alle kennen.
  • “Rechthaberei” – ebenfalls eine Gefahr, wenn Überzeugungen als solche nicht mehr reflektiert, sondern vielleicht sogar mit der eigenen Person verknüpft werden. Die Konsequenz: sich eingraben und abgrenzen. Fatal!
  • “missionieren” – der Versuch, “Andersgläubige” vor dem Verderben zu retten; zugegeben, etwas pointiert formuliert, aber in der Essenz immer wieder zu entdecken.

Was das Talent “Überzeugung”  braucht, um sich zu seiner optimalen Ausprägung zu entwickeln und negativen Übertreibungen vorzubeugen:

Aus den 34 bei Menschen differenzierbaren Stärken gibt es immer Stärken, die assistierend zur Seite gestellt, die betrachtete Stärke erst zu ihrer vollen Wirksamkeit verhelfen.

Wenn wir z. B. in einem Coaching-Prozess der “Überzeugung” die Stärke “Arrangeur” zur Seite stellen, wird das Auswirkungen darauf haben, wie flexibel und effizient, Personen in der Umsetzung agieren. Ähnlich verhält es sich mit dem Talent “Strategie”. Das Erkennen und Präzisieren von Handlungsalternativen, angepasst an sich verändernde Situation ist hier kennzeichnend.

Nehmen wir noch eine Stärke aus dem Cluster “Einflussnahme” mit dazu, die “Kommunikationsfähigkeit”, also ein Set an Kompetenzen, um eigene Gedanken/Überzeugungen inspirierend in Worte zu fassen.

In Betracht zu ziehen ist die vielleicht wichtigste Assistenz-Stärke, damit “Überzeugung” sich im Besten Sinne exprimieren kann: Das “Einfühlungsvermögen” – ein hier sehr wichtiges Talent aus dem Cluster “Beziehungsaufbau”. Wenn ich das, was mir wichtig ist, wofür ich brenne, wirklich rüberbringen möchte, muss ich mein Gegenüber spürend wahrnehmen und respektieren.

Vielleicht wird hier wieder deutlich, wie differenziert das “Stärkeninventar” im Gallup-Modell ist und welche Potenziale für Reflexion, Verstehen und Verändern/Entwickeln sich uns hier im Coaching eröffnen.

 

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Das intensive 2-Tages-Stärkentraining: Stärken stärken – Schwächen schwächen

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Georg Pfreimer  .  28. Juli 2021