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Die Stärke “Disziplin”

Das Gallup-Stärkenmodell beschreibt 34 Stärken, die in ihrer jeweiligen Reihenfolge, ihrem Ranking, die ganz persönliche und einzigartige Talent-Signatur eines Menschen abbilden. Diese Talente – wir sprechen von Stärken, wenn diese Talente genutzt und entwickelt werden – sind Voraussetzung und Basis für ein ganz spezifische Art, die Welte wahrzunehmen, sich intrinsisch zu motivieren und mit Freude in (Leistung-)Verhalten umzusetzen. Und das Ganze mit Leichtigkeit und ganz natürlich, d.h. im Grunde unbewusst. Ausser wir machen uns das bewusst und nutzen dieses Bewusstsein, um immer mehr das Beste von dem zu werden, was bereits durch unser Stärkenprofil angelegt ist.

Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916),

 

Der Ausdruck „Prokrastination“ bezieht sich darauf, als dringend und notwendig betrachtete Aufgaben aufzuschieben und stattdessen etwas anderes, von geringerer Priorität und weniger Essenzielles zu machen. Für diese Handlung finden Personen typischerweise Entschuldigungen (Rückert, 2011). Genau, das ist so ziemlich das Gegenteil von Disziplin. “Wer Ordnung hat ist nur zu faul zum Suchen” oder: “Das Genie beherrscht das Chaos”. Wir merken schon, das Thema bewegt die Gemüter. Beim Talent “Disziplin” liegt der Fokus klar auf “Durchführung”!

Und es soll ja wirklich Menschen geben, die mit dieser Stärke sehr gut ausgestattet sind. An dieser Stelle muss ich zugeben: In meinem Strengthsfinder-Profil findet sich diese Stärke ziemlich weit hinten im Ranking der 34 Stärken im Gallup-Modell. Und als ich mich zum ersten Mal intensiv mit dem Gallup-Modell beschäftigt habe, hatte ich deswegen doch einen schmerzhaften Erkenntnisschub. Mir fiel auf, dass meine Talente ganz vorne, Platz 1  bis 4, Wissbegier, Ideensammler, Vorstellungskraft und Strategie mir doch recht gut geholfen haben, meinen Weg als selbständiger Berater, Trainer und Coach zu machen, dass ich allerdings mit einem Coaching mit Sicherheit die eine oder andere Idee konsequenter und “disziplinierter!!” verfolgt hätte und wer weiß, wo ich dann hingekommen wäre.

Menschen mit dieser Stärke ganz oben im Ranking

  • schaffen Ordnung und Struktur.
  • bekommen die geplanten Dinge pünktlich geregelt.
  • setzen ihre Mittel und Möglichkeiten effektiv und effizient ein.
  • pushen Teams in Richtung Genauigkeit und Detailorientierung
  • entwickeln gerne und präzise Systeme und Vorgehensweise, um Fristen und Qualitäten einzuhalten.

 

Disziplin braucht ein organisiertes und geordnetes Umfeld, um so richtig aufzublühen.
In einer Situation, wo Präzision, Zuverlässigkeit und Struktur gefragt ist, wird Disziplin getriggert und zeigt ihre Qualitäten, vorausgesetzt, dies wird gewünscht.
Wenn in einer Aufgabenstellung die Ressourcen eher nicht üppig zur Verfügung stehen, ist diese Stärke genau am richtigen Platz.

Wenn “Disziplin” sich mit sich selbst beschäftigt ohne das große Ganze in den Blick zu nehmen, kann es sein,

  • dass “Verzettelung” droht, dass sich da jemand im Klein-Klein verliert und das Umfeld natürlich eher kritisch reagiert.
  • dass sich andere an Strategien stossen, die Perfektion anstreben, wo diese gar nicht gefragt ist.
  • dass Veränderungen mit Argwohn betrachtet und tunlichst vermieden werden.
  • dass sich ein Tunnelblick etabliert, der auf Details verengt und Menschen nicht mehr ausreichend integriert.

 

Helfen kann in einer solchen Situation, in der es auch um mehr Flexibilität im Umgang mit Situationen und Aufgaben geht, die Stärkung der “Anpassungsfähigkeit” zu betreiben. Im Coaching werden wir dann evtl. Blockaden und Ängste thematisieren – und manchmal geht es in der Übertreibung dieser Stärke um Phantasien, dass etwas nicht funktioniert und dann Verantwortung und Versagen in den Fokus rücken, Konsequenzen für die eigene Person drohen.

Und wenn andere meine ausgeprägte Stärke “Disziplin” als zu stark einschränkend und hemmend erleben, dann kann auch die Stärkung der “Kommunikationsfähigkeit” von großem Nutzen sein, indem es mir gelingt, die Vorzüge von “Disziplin” so zu kommunizieren, dass das Team die Engpässe diesbezüglich besser erkennt und die Notwendigkeit einer Nachjustierung im Verhalten und in der Steuerung des Projekts akzeptiert.

Alle im Gallup-Stärkenmodell beschriebenen Talente sind mehr oder weniger stark ausgeprägt zu unserer Verfügung. Gut, wenn hier jemand an meiner Seite ist, der mir “die Augen öffnet” auf meine Möglichkeiten, die ich in der Nutzung meiner Talentdynamik habe. Und das macht ja gutes Coaching aus. Zunächst die Augen zu öffnen, einen Überblick, einen Perspektivenwechsel zu ermöglichen, um dann neue, andere, bessere Handlungsalternativen zu entdecken und zu trainieren, um die eigene Talentsignatur noch effizienter und erfolgreicher in Performance umzusetzen.

Die hier skizzierten Interventionen sind immer nur ein kurzes hineinspotten in einen komplexen Coaching-Prozess, der sich natürlich aus der ganzen Fülle des Modells bedient. Und das sind in der Regel immer ein Strauss an Talenten, die in einem dynamischen Prozess zusammenwirken. Diese Dynamik bewusst und verfügbar zu machen, ist die große Stärke dieses Modells, das “Stärkenorientierung” sehr konkret anwendbar macht.

 

 

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Georg Pfreimer  .  13. Oktober 2021